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Bei diesem Thema möchte ich die Bombardierungen für Backnang und die Folgen darstellen. Außerdem möchte ich einen Einblick geben, welche Auswirkungen die Bombardierungen des Reichsgebiets in Backnang zur Folge hatten.
Allgemeines zu Bombardierungen
Im Großen und Ganzen wurde Backnang bei den Bombardierungen verschont. Die meisten Bombardierungen fanden im Jahre 1945 statt. Dabei starben 61 Menschen (darunter 8 Zwangsarbeiter1). Der Monat April 1945 war der blutigste, denn in diesem Monat starben 48 Menschen. Insgesamt wurden 14 Häuser zerstört. Weitaus größere Schäden entstanden durch Brückensprengungen der Wehrmacht. Hierbei wurden über 1.000 Häuser beschädigt. Die Infrastruktur wurde weitgehend nicht beschädigt2, außer bei einem Angriff vom 4. April 1945, auf den ich später noch einmal genauer eingehen werde.
In der Zeitung „Backnanger Tagblatt-Murrtalbote – Nationalsozialistische Tageszeitung“, welches das offizielle Amtsblatt war, wurden die Verluste oder gar Todesopfer von den Bombardierungen nicht aufgeführt. Ein Grund hierfür bestand in dem Verbot „Wehrkraftzersetzende Meldungen“ abzudrucken. Es gibt, wenn überhaupt, nur Todesanzeigen von Soldaten, die woanders gestorben sind, oder undatierte Todesanzeigen. Die Zeitung nahm den letzten Zusatz erst deutlich nach der Machtübertragung an die NSDAP an, obwohl weder der Herausgeber noch die Zeitung selber dazu gezwungen wurden. Vielmehr wollten sie mit den Nationalsozialisten kooperieren.
Vermehrte Luftschutzwarnungen
In Folge der vermehrten Luftangriffe wurden viele Luftschutzwarnungen herausgegeben. Insgesamt gab es 37.833 „Luftschutzangelegenheiten“.3 Die erste Warnung erfolgte am 1. September 1939 um 0.07 Uhr. Sie bestand lediglich aus der Meldung mit erhöhter Alarmbereitschaft für den Kriegsbeginn. Die letzte Entwarnung kam am 19. April 1945 um 23.59 Uhr, zwei Tage vor Einmarsch der Amerikaner. In den letzten Kriegstagen häuften sich die Luftschutzwarnungen und erreichten mit über hundert Meldungen pro Tag ihren Höhepunkt.
Eine Luftschutzmeldung bestand aus einer Vorwarnung und der eigentlichen Warnung. Wenn die feindlichen Flugzeuge noch weit weg waren wurden zwei kurze, hohe, aufeinanderfolgende Töne ausgegeben. Dies war das Zeichen für alle sich unverzüglich in den nächsten Luftschutzraum zu begeben. Schnell wurde alles zusammengerafft was man eventuell brauchen könnte und los ging es. Während die meisten noch unterwegs waren, kam schon die eigentliche Luftschutzwarnung, die aus einem langanhaltenden Sirenengeheul bestand. Dies war ein unverkennbares Zeichen.4
Viele Luftschutzmeldungen rührten von überfliegenden Bombern her. Besonders in den letzten Tagen häuften sich diese. Ihr Ziel waren Umschiebebahnhöfe in Bayern, welche wichtig waren um den Krieg von Seiten der Deutschen aufrechtzuerhalten.
Luftangriffe und ihre Auswirkungen
Aufgrund der immer weiter zerstörten Infrastruktur des Deutschen Reichs wurden Gebrauchsgüter des täglichen Lebens immer knapper. Das wirkte sich natürlich auch auf die Versorgungslage in Backnangs aus, die dadurch noch schlechter wurde. In den Zeitungen wurden vermehrt Anzeigen geschaltet, welche aufriefen, dass man kriegswichtige Ressourcen, vor allem Kohle, schonen sollte. Aber es wurden auch Rezepte abgedruckt, wie man zum Beispiel trotz der knappen Lebensmittel ansehnliche und lebenserhaltende Speisen kochen konnte, beispielsweise eine Torte.5
Weiter führte es dazu, dass in Backnang der Müll getrennt werden musste. Der heutige Biomüll, damals Saueimer genannt, musste vor dem Haus deponiert werden und wurde im Sommer alle zwei Tage und im Winter jede Woche abgeholt. Damit wurden dann die kreiseigenen Schweine gefüttert.
Einen besonders schweren Angriff gab es am 4. April 1945. Insgesamt 20 Jagdbomber flogen die große Brücke der Umgehungsstraße (Murrtalviadukt Anm. d. Verf.) mehrmals an und trafen sie viermal. Dabei wurde sie jedoch nur leicht beschädigt. Eine Bombe fiel entlang eines Pfeilers zu Boden und explodiert dort, dadurch wurde das Fundament des Pfeilers leicht beschädigt. Dieser Schaden konnte jedoch behoben werden und die Brücke konnte wieder normal befahren werden. Jedoch wurde die Stromversorgung der südlichen Stadteile bei einem zweiten Anflug unterbrochen. Das hatte auch zur Folge, dass die Sirene aussetze. Desweiteren starben 9 Menschen bei den Angriffen.6
Einen weiteren schweren Angriff gab es am 15. April 1945, dabei starben 14 Menschen. Außerdem wurden in der ganzen Stadt 34 Gebäude zum größten Teil schwer beschädigt. Es wurden 5 Kinder, die in der Ludwigsstraße spielten, getötet. Weiter fielen auch Bomben auf eine „Filiale des Kreiskrankenhauses“ dadurch wurden 9 der 23 untergebrachten Menschen getötet.
Angriffsschwerpunkte waren vor allem der Bahnhof und die in Backnang ansässige NPEA (Nationalpolitische Erziehungsanstalt, Anm. d. Verf.) im ehemaligen Lehrerseminar, aber auch die Stadthalle war von Angriffen betroffen, weil auf ihrem Dach eine Flakstellung befestigt war. Eine weitere Flakstellung war auf Höhe des alten Wasserturms in Maubach befestigt. Diese sollte die Panzersperren, die am Ende der Spritnase angelegt worden waren, vor Flugzeugangriffen schützen. Allerdings traf sie nicht sehr oft und die Kollateralschäden waren immens. So wurde zum Beispiel ein Gewächshaus zerschossen und eine Frau getötet.7
Aufgrund der immer häufigeren Jagdbomberangriffen und den damit verbundenen Verletzungen und Tötungen, wurde der Schulbetrieb Anfang 1945 eingestellt. Es war besonders gefährlich für die Kinder, die aus den entlegeneren Stadtteilen kamen, beispielsweise Maubach. Denn bei dem Schulweg gab es keine schützenden Bunkern und so waren sie den kompletten Schulweg über den Jagdbombern ausgesetzt. Erst in Backnang gab es dann wieder Bunker.8
Das führte auch dazu, dass eines Tages einem Bauern beim Pflügen seines Feldes, einer seiner beiden Ochsen erschossen wurde. Dieser hatte nicht mehr damit gerechnet Ziel des Jagdbombers zu werden und hatte sein Feld weitergepflügt. Der Jagdbomber jedoch, kehrte um und nahm ihn nochmals unter Beschuss und traf seinen Ochsen. Für den Bauern ergab sich dadurch eine sehr schlechte Situation: Er musste den Ochsen erstechen um das Fleisch nicht verderben lassen zu müssen, aber dafür musste er sich anschließend für die „mutwillige Zerstörung von Volkseigentum“ verantworten. Dazu kam, dass sein zweiter Ochse aus dem Gespann ausriss und fast nicht mehr zu beruhigen, geschweige denn zu bändigen war.
Der Bauer hatte mit Ochsen pflügen müssen, weil es für die Zivilbevölkerungen keinen Treibstoff mehr gab. Sogar für die Nahrungsmittelproduktion wurde kein Treibstoff mehr zugeteilt. Wenn diese also Waren abholen oder überbringen wollten, mussten sie Lkws mit Holzvergasern einsetzen. Nur noch wenige Panzer hatten im Jahr 1945 noch genügend Treibstoff. Dazu kam, dass viele Fahrzeuge auch für den Krieg konfisziert worden waren.9
Am 17. April erschien die letzte Ausgabe des Murrtalbotens mit einem Durchhaltebefehl Hitlers, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits allen, die aufmerksam waren klar war, dass der Krieg verloren war. Darin ist beispielsweise zu lesen, dass der Krieg doch noch gewendet werden kann und noch lange nicht verloren war. Außerdem wurde auf abscheuliche Weise deutlich gemacht, wie noch in den letzten Tagen des Kriegs mit Fahnenflüchtlingen oder „Verrätern“ umgegangen werden sollte.10
Bevölkerungsschutz durch Bunker und Diplomatie
Insgesamt wurden sieben Bunker in Backnang angelegt, vorrangig entlang der Murr. Sie wurden dort in die „Berge“ getrieben und waren relativ sicher. Dafür mussten auch extra Belüftungsanlagen angelegt werden, denn meistens dauerte es eine ganz Weile bis ein Luftschutzalarm aufgehoben wurde und während dieser Zeit musste man sich im Bunker aufhalten können. Weil diese Bunker jedoch nicht ausreichten wurden auch in Häusern mit stabilen Kellern Luftschutzbunker angelegt. Diese mussten auch über einen Belüftungsschacht verfügen. Dazu kam, dass vorne am Haus deutlich kenntlich gemacht werden musste, wo der Eingang des Kellers liegt. Es musste mit spezieller weißer Farbe, die aber gestellt wurde, ein Pfeil auf das Haus aufgemalt werden.11
Besonders den Kindern wurde beigebracht, dass sie im Falle eines Angriffs sich an etwaige Häuserwände pressen oder in Straßengraben springen sollten, weil sie dort die Jagdbomber schwieriger treffen könnten.
Im Großen und Ganzen wollte ein Großteil der Bevölkerung und auch der Backnanger weitere Bombardierungen vermeiden und versuchte deshalb Backnang kampflos den Amerikanern zu übergeben. Besonders furchteinflößend war die Geschichte von Crailsheim, das ebenfalls wie Backnang zur Festung erklärt worden war und bei den anschließenden Gefechten mehrmals den Besitzer wechselte. Um die Moral der Bevölkerung sowie der Soldaten zu schwächen wurde Crailsheim komplett zerstört.12
Fußnoten
- BKZ, 20. April 1995.
- Die letzten Kriegstage in Backnang und die Besetzung Backnangs.
- Geschichtliche Darstellung der letzten Kriegstage, Bürgermeister Dr. Rienhardt a.D., S.1.
- Interview mit Zeitzeugin Iris Hoppe, 4. Juni 2007.
- Murrtalbote März 1945.
- Zu den letzten Kriegstagen 1945, Hrsg Adelheid Bruder.
- Interview, 04. Jun. 2007 mit Zeitzeugin Iris Hoppe.
- S.o.
- Interview mit Zeitzeugin Iris Hoppe, 4. Juni 2007.
- Murrtalbote, 17. April 1945, S.1.
- Murrtalbote, 17. April 1945, S.1.
- Die letzten Kriegstage und die Besetzung Backnangs, im Anhang.
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