Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Backnang und die Region zur Besatzungszone der Vereinigten Staaten von Amerika (USA). Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Besetzung und Besatzung der USA nach dem Krieg. Im Folgenden wird dargestellt, wie die US-amerikanische Militärregierung ihre Aufgabe umsetzte und sich den entsprechenden Herausforderungen stellte. Der Begriff „Amerika“ und alle abgeleiteten Begriffe beziehen sich hierbei immer auf die USA.

Deutschland kapituliert nach dem Einmarsch der Alliierten
Deutschland kapituliert nach dem Einmarsch der Alliierten.

Rahmenbedingungen und Ausgangssituation

Auf Grund des „ungeschriebenen Bündnisses“ zwischen den USA und Großbritannien (GB) wurde der Nationale Verteidigungsrat gebildet, um die Aufrüstung zu beschleunigen. Nach seiner Rede über die Vereinigten Staaten als „Arsenal der Demokratie“ im Dezember 1940 verkündete Präsident Franklin D. Roosevelt 1941 die „Vier Freiheiten“: Rede- und Religionsfreiheit sowie Freiheit von Not und Furcht.

Das Leih- und Pachtgesetz wurde im selben Jahr wirksam, und ab August erhielt die Sowjetunion (UdSSR) Materiallieferungen. Die Vereinigten Staaten gaben ihre anfangs propagierte Neutralität auf. Es folgten Generalstabsbesprechungen mit Großbritannien, die Beschlagnahme deutscher und italienischer Schiffe in US-Häfen, die Errichtung eines Stützpunktes auf Grönland und die Landung von amerikanischen Streitkräften auf Island.

Das aufgeteilte Deutschland
Das aufgeteilte Deutschland.

Am 14. August 1941 formulierten Roosevelt und Winston Churchill die Atlantik-Charta, eine Erweiterung der Vier Freiheiten. Nach dem Kriegseintritt der USA trafen sich Roosevelt und Churchill zur 1. Washington-Konferenz (22. Dezember 1941 bis 14. Januar 1942). Der „Vereinigte Kriegsrat“ beschloss eine Offensive gegenüber Japan und einen Landungsplan für Nordafrika. Am 1. Januar 1942 kam es zum Abschluss des Washington-Pakts, in dem 26 mit den Achsenmächten Krieg führende Nationen erklärten, keinen separaten Waffenstillstand zu schließen. Dieser Pakt diente später als Basis für die „Vereinten Nationen“.

Hintergründe der amerikanischen Besatzungspolitik1

Den Amerikanern stellte sich schon bald nach ihrem Kriegseintritt (im Dezember 1941) die Frage, wie Hitler-Deutschland nach Ende des Krieges zu behandeln sei. Es bildeten sich schnell zwei Lager. Beide wollten auf unterschiedliche Weise, die Gefahr eines von deutscher Seite ausbrechenden dritten Weltkriegs, vermeiden. Während die eine Seite allein durch Abrüstung und Rüstungsindustrieabbau ohne Gebietsabtrennung an Friedenssicherung glaubten, hielt das andere Lager dies für ungenügend. Nur ein politisch, wirtschaftlich geschwächtes Deutschland, das in mehrere Teile zergliedert und dadurch stark in Anspruch genommen wäre, erschien diesen Vertretern als Sicherung des Friedens.

Von Ende 1941 bis Anfang 1944 beschäftigten sich die verschiedenen Washingtoner Ministerien mit dieser Problemstellung. Auch das erste Treffen der Großen Drei (Harry S. Truman, Churchill, Joseph Stalin) am Jahresende 1943 brachte keine konkreten Ergebnisse in dieser Hinsicht. Die militärische Lage und die voraussehbare Niederlage Deutschlands erforderte schließlich entsprechende Initiativen.

Auf Drängen des Oberbefehlshaber der alliierten Landungstruppen General Dwight D. Eisenhower wurde ihm eine, unter dem Aktenzeichen CCS 551 beschlossene Gemeinsame Direktive für eine Militärregierung in Deutschland vor dessen Niederlage oder Kapitulation, übersandt. Sofort wurde auf der Grundlage dieser Direktive ein Militärregierungshandbuch erarbeitet.

In den Jahren 1941 bis 1945 arbeiteten die Amerikaner nun an verschiedenen Militärregierungshandbüchern, die aufgrund von Unstimmigkeiten, immer wieder geändert wurden. Unter diesen war auch der Morgenthau-Plan, der vorsah Deutschland in ein Agrarland zu verwandeln und Industrien und Bergwerke zu vernichtet. Ebenso wurde eine Aufteilung Deutschlands in mehrere Kleinstaaten in Betracht gezogen.

Den Tod von 20-30 Millionen Deutschen durch diese Umstrukturierung wäre dabei in Kauf genommen worden, während keine Rede über die Wiederbelebung des demokratischen Lebens in Deutschland war. Dass dieser Entwurf (welcher aber kaum eine Rolle spielte) nur Episode blieb hat verschiedene Gründe. Unter anderem versagte das britische Kabinett Churchill die Unterstützung und es wäre mit einer heftigen öffentlichen Reaktion zu rechnen gewesen.

Der ursprüngliche Direktiventwurf CCS 551 vom September 1944 wurde am 11. Mai 1945 in seiner achten Fassung von Präsident Truman genehmigt und mit ihrer offiziellen Bezeichnung Direktive JCS 1067/8 für die Behandlung Deutschlands in der Zeit unmittelbar nach der Niederlage an den Oberkommandierenden General Eisenhower übermittelt.

Sie war aufgeteilt in drei Bereiche:

  • Rechte und Machtbefugnisse der amerikanischen Militärregierung => Entnazifizierung,
  • Entmilitarisierung, Wirtschaftskontrolle, usw.
  • Wirtschaftliche Ziele der Amerikaner, Ansicht über den künftigen Lebensstandard
  • Finanzielle Sachfragen.

Aufbau der Amerikanischen Militärregierung2

Bereits im Frühjahr 1942 wurde an verschiedenen Schulen (Charlottesville, Fort Custer/Michigan, Harvard, Yale, Boston, usw.) mit der Ausbildung von Personal für die Militärregierung begonnen. Da es an regulären Armeeoffizieren mangelte, wurden viele Personen aus ihren Zivilberufen heraus rekrutiert und zu Soldaten ausgebildet.

In Charlottesville an der University of Virginia war eigens zu diesem Zweck eine Militärregierungsschule eingerichtet worden. An ihr wurden, die auf Grund ihrer beruflichen Qualifikation zu Offizieren beförderten ehemaligen Zivilisten bzw. ausgewählten Offiziere bestehender Einheiten, in zwei- bis dreimonatigen Kursen auf ihre Militärregierungsaufgabe vorbereitet.

Bald traten jedoch Probleme auf, wie das Fehlen an Ausbildern und Lehrmaterial. Die Vorbereitung auf die örtlichen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und historischen Gegebenheiten in Deutschland ließ dadurch sehr zu wünschen übrig. Ebenso war das harte Gefechts- und Ausdauertraining, und die nicht gerade komfortablen Unterbringungen ein Problem für die durchschnittlich 45-jährigen Absolventen.

1944 wurde ein Großteil der 2 000 für den Einsatz in Deutschland vorgesehenen Offiziere nach Shrivenham verschifft. Hier wurde auch die Personalverteilung auf die einzelnen Militärregierungsbezirke vorgenommen. Die auf deutschen Boden nicht sofort benötigten Offiziere konnten im allmählich befreiten Frankreich ihre ersten praktischen Militärregierungserfahrungen sammeln. Schließlich gelangte das jeweilige Detachmentpersonal mit den kämpfenden Truppen in den für sie vorgesehenen Verwaltungsbezirk.

Potsdamer Konferenz3

Die Potsdamer Konferenz fand vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 statt. Ihre offizielle Bezeichnung war eigentlich Dreimächtekonferenz von Berlin und war ein Treffen der drei Hauptalliierten des Zweiten Weltkriegs, um auf höchster Ebene über das weitere Vorgehen zu beraten.

Die Teilnehmer:

  • Die USA war vertreten durch Präsident Harry S. Truman und seinen Außenminister James F. Byrnes.
  • Die Sowjetunion war vertreten durch Josef Stalin und seinen Außenminister Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow.
  • Großbritannien war zunächst vertreten durch Premierminister Winston Churchill und seinen Außenminister Anthony Eden. Nach Bekanntgabe der Wahlniederlage der Konservativen Partei in den britischen Unterhauswahlen vom 3. Juli, dann ab 28. Juli durch Churchills Nachfolger Clement Attlee und dessen Außenminister Ernest Bevin.
  • Frankreich war an dieser Konferenz nicht beteiligt.
Die Teilnehmer der Potsdamer Konferenz
Die Teilnehmer der Potsdamer Konferenz.

Die Konferenz wurde hauptsächlich wegen der geographischen Mittellage Potsdam’s in Europa, dort abgehalten. Auch wegen den großen Schäden die durch den Krieg in Berlin verursacht wurden, musste man sich behelfen. Wegen den veränderten Machtverhältnissen in Ost- und Mitteleuropa wurde die Konferenz keine vorurteilsfreie, unbefangene Zusammenkunft. Auch Misstrauen überschattete die Verhandlungen. Der Vorteil lag bei der Sowjetunion, da sich die USA und GB noch nicht zusammengeschlossen hatten. Einer der Hauptgründe der Zusammenkunft, war die Diskussion um das Schicksal des deutschen Staatsgebiets und Volkes, sowie Lösungen für das weitere Vorgehen zu finden. Truman forderte eine Vier-Mächte-Kontrolle, um der Sowjetunion nicht alle Macht in die Hand zu legen und sie auszubremsen. Man wurde sich über folgendes einig:

Die drei Mächte bekunden, dass sie nicht die Absicht hätten, „das deutsche Volk zu vernichten und versklaven“. Vielmehr solle den Deutschen geholfen werden, sich auf die Wiederherstellung ihres politischen Lebens auf friedlicher und demokratischer Grundlage vorzubereiten.

  • Die vier Oberbefehlshaber sollten die oberste Gewalt ausüben; entweder einstimmig für ganz Deutschland oder jeder einzelne für seine Zone.
  • Man plante von Staatssekretären geleitete „deutsche zentrale Verwaltungsabteilungen“ für die Gebiete Finanzwesen, Transport, Verkehr, Außenhandel und Industrie.
  • Es wurde festgelegt dass Deutschland während der Besatzungszeit „als eine wirtschaftliche Einheit“ zu betrachten sei; außerdem sei die deutsche Wirtschaft zu dezentralisieren und unter Kontrolle zu halten.
  • Man sprach sich für den stufenweisen Aufbau einer deutschen örtlichen Selbstverwaltung aus.

Die Ergebnisse der Konferenz lassen sich kurz als die fünf D’ s zusammenfassen:

  • Denazifizierung
  • Demilitarisierung
  • Demokratisierung
  • Dezentralisierung
  • Demontage

Die Entnazifizierung war eine Initiative der Alliierten nach ihrem Sieg über das nationalsozialistische Deutschland ab Mitte 1945. Bekräftigt durch das Potsdamer Abkommen sollte eine „Säuberung“ der deutschen Gesellschaft erfolgen. Für Deutschland verabschiedete der Alliierte Kontrollrat in Berlin ab Januar 1946 eine Vielzahl an Entnazifizierungsdirektiven, mittels derer man bestimmte Personengruppen definierte und anschließend einer gerichtlichen Untersuchung zuführte.

Unter Demilitarisierung versteht man den Abbau der Armee und die Beseitigung aller Waffen im besetzten Deutschland, dass von dort keine Gefahr eines militärischen Angriffs mehr ausgehen kann. So war im Potsdamer Abkommen eine Demilitarisierung Deutschlands vorgesehen. Wegen des Kalten Krieges kam es aber zur Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland und der DDR.

Demokratisierung bedeutet die endgültige Umgestaltung des deutschen politischen Lebens auf demokratischer Grundlage sollte vorbereitet und alle demokratischen Parteien erlaubt und gefördert werden. Unter Berücksichtigung militärischer Sicherheit wurde die Freiheit der Rede, der Presse und der Religion gewährt. Das Erziehungswesen in Deutschland sollte so überwacht werden, dass eine erfolgreiche Entwicklung der demokratischen Ideen möglich gemacht werde.

Dezentralisierung bedeutet die Übertragung von Aufgaben, Zuständigkeiten, Ressourcen und politischen Entscheidungsbefugnissen an mittlere (z. B. Provinzen, Distrikte, Regionen) und untere Ebenen (Städte, Gemeinden, Dörfer) und auf wirtschaftlicher Ebene die Dekonzentration der deutschen Wirtschaftskraft.

Unter Demontage versteht man in Deutschland den Abbau von Industrieanlagen. So kam es zum Beispiel nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland zu Demontagen. Gründe dafür waren, dass die Siegermächte, insbesondere die Sowjetunion, Wiedergutmachung für erleidete Schäden anstrebten bzw. Deutschland durch die Zersplittung seiner industriellen Basis schwächen und einen erneuten Aggressionskrieg unmöglich machen wollten. In den Westzonen wurde wegen der Truman-Doktrin die Politik der Demontagen bald beendet.

Die erste Zeit der amerikanischen Militärregierung

Die Militärregierung in Backnang4

Die Militärregierung in der Stadt Backnang und ihrem Landkreis oblag Captain George D. Burchell, der für den Verwaltungsbezirk (Detachement I3C3/ Herbst 1945 => H-50) Marbach, Gaildorf, Welzheim und dem Oberamtbezirk Backnang zuständig war. Sein Gebiet erstreckte sich auf rund 590 km². Aus einem auf den 3. November 1945 datierten internen amerikanischen Bericht über das Detachement Backnang geht hervor, das der als Rechtsanwalt tätige Burchell im März 1942 in die Armee eingetreten war und die Ausbildungsprogramme für den Militärregierungsdienst in Fort Custer und Michigan absolvierte bevor er 1944 nach Europa kam. Neben der lokalen Gemeindeverwaltung der westlichen Kreishälfte umfasste sein dortiger Aufgabenbereich Baudenkmäler, Künste und Archive, das Rechtswesen sowie das Verfassen von historischen und politischen Berichten über den Kreis. Auch war er der summarische Gerichtsoffizier des Kreises.

Amerikaner besetzen Backnang
Amerikaner besetzen Backnang.

Die Militärregierung in der Stadt Backnang und ihrem Landkreis oblag Captain George D. Burchell, der für den Verwaltungsbezirk (Detachement I3C3/ Herbst 1945 => H-50) Marbach, Gaildorf, Welzheim und dem Oberamtbezirk Backnang zuständig war. Sein Gebiet erstreckte sich auf rund 590 km².

Aus einem auf den 3. November 1945 datierten internen amerikanischen Bericht über das Detachement Backnang geht hervor, dass der als Rechtsanwalt tätige Burchell im März 1942 in die Armee eingetreten war und die Ausbildungsprogramme für den Militärregierungsdienst in Fort Custer und Michigan absolvierte bevor er 1944 nach Europa kam. Neben der lokalen Gemeindeverwaltung der westlichen Kreishälfte, umfasste sein dortiger Aufgabenbereich Baudenkmäler, Künste und Archive, das Rechtswesen sowie das Verfassen von historischen und politischen Berichten über den Kreis. Auch war er der summarische Gerichtsoffizier des Kreises.

Die Amerikanische Führung in Backnang
Die Amerikanische Führung in Backnang.

Sein Stellvertreter, Captain Vincent J. Manno, war für zivile Verwaltungsangelegenheiten und die Gemeindeverwaltung in der östlichen Kreishälfte zuständig. Sein Zuständigkeitsgebiet umfasste außerdem das Erziehungswesen, die Post, den Telefonverkehr und die öffentlichen Versorgungsbetriebe.

Der Ende Juni 1945 nach Backnang berufenen Oberleutnant Bartholomew Panettiere, war verantwortlich für die Bereichen Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Wohnen, Sozialversicherung und in der Überwachung des Besitzes von ehemaligen NSDAP-Parteigenossen. Auf Grund seines juristischen und wirtschaftlichen Berufshintergrundes war er wie geschaffen für diesen Posten.

Oberleutnant Frank R. Tidwell ein ehemaliger Highway-Streifenpolizist aus Florida, kümmerte sich ab Juli 1945 um die öffentliche Sicherheit und das Transportwesen des Kreises, nachdem er von Mai 1943 an, in Fort Custer für seinen Dienst in Übersee ausgebildet worden war.

Einzig der in Backnang stationierte Captain Michael B. Watson hatte in den USA keinerlei Militärregierungsvorbereitung erhalten. Watson war im Kreis für Nahrungsmittel und Landwirtschaft, das öffentliche Gesundheits- und Wohlfahrtswesen sowie für Displaced Persons (Personen die aufgrund des Krieges gezwungenermaßen kein Zuhause mehr haben) zuständig.

Die ersten Bürgermeister5

Die Militärregierung nahm zunächst ihren Sitz im Backnanger Rathaus ein, wechselte dann jedoch aus Platzgründen in die Gebäude der ehemaligen NSDAP-Kreisleitung. Der bis zum Einmarsch amtierende Bürgermeister Dr. Albert Rienhardt blieb zunächst trotz seiner NSDAP-Mitgliedschaft vorübergehend im Amt. Kurze Zeit nach der Besetzung Backnangs bestellte man Rienhardt zum kommissarischen Landrat. So repräsentierte er die oberste Spitze der staatliche Autorität, da es weder Reichs- noch Landesregierung gab, mussten die Befugnisse nunmehr von den Landräten wahrgenommen werden. Am 8. Juni 1945 tat Rienhardt dies der Kreisbevölkerung kund.

Keine zwei Wochen später kam es durch Rienhardt zur ersten überregionalen Zusammenkunft deutscher Politiker in den von Amerikanern besetzen Landesteilen Württembergs. Mit Genehmigung der Militärregierung hatte er die Landräte für den 20. Juni 1945 in den Gasthof Sonne-Post nach Murrhardt zu einer Konferenz eingeladen. Obwohl offiziell als Besprechung über die Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten deklariert, konnten sämtliche, die Landräte damals bewegenden Sorgen und Nöte in bemerkenswerter Offenheit zur Sprache gebracht werden, so dass sich die Militärregierung zufrieden über die Unterredung äußerte und vom ersten Sprießen der Demokratie sprach.

Den Landrätekonferenzen, die im Anschluss an Murrhardt weiter beibehalten wurden, konnte Rienhardt nicht mehr beiwohnen, da er auf Grund seiner nationalsozialistischen Vergangenheit Ende Juni/Anfang Juli 1945 als Landrat abgelöst und durch den früheren Bürgermeister von Gschwend, Josef Schäfer, ersetzt worden war.

Mit Zustimmung der amerikanischen Militärregierung hatte Wilhelm Höger am 23. April 1945 das Amt des Bürgermeisters vom inzwischen als Landrat tätigen Rienhardt übernommen. Ebenso wie Rienhardt gehörte Höger seit 1937 der NSDAP an. Dies wurde von den Gegnern des Nazionalsozialismus in der Bevölkerung Backnangs zum Anlass genommen, sich an Burchell zu wenden und ihn darüber zu informieren, dass die Männer an der Spitze Backnangs mit dem Makel nationalsozialistischer Vergangenheit belastet sind. Außerdem enthielt das Schreiben Vorschläge für mögliche Bürgermeisterkandidaten.

Inwieweit die Militärregierung auf das Schreiben einging ist nicht bekannt, da das Abfassungsdatum des Briefes nicht zu ermitteln war und der am 16.Juni 1945 zu Höger’s Nachfolger bestellte Friedrich Tränkle bis dahin nicht als möglicher Bürgermeisterkandidat zur Debatte stand. Sein Stellvertreter wurde Eugen Wohlfarth, welcher erst von den Amerikanern zum Bürgermeister ernannt werden sollte. Wohlfahrt überließ den Posten aber Tränkle wegen dessen besseren Englischkenntnissen. Am 19. Dezember 1945 wurde Tränkle von der amerikanischen Militärregierung zum kommissarischen Landrat in Backnang ernannt, nachdem der bisherige Amtsinhaber Schäfer entlassen worden war, da er das Vertrauen seiner Mitarbeiter und der Zivilbevölkerung verloren hatte. Gleichzeitig übernahm Eugen Wohlfahrt das Amt des kommissarischen Bürgermeisters.

Wohlfahrt war schon direkt nach dem Einmarsch der Amerikaner zur Mitarbeit bezüglich des Backnanger Wohnungsmarkt aufgefordert worden. Grund war wohl nicht zuletzt sein maßgeblicher Anteil daran, dass Backnang in den letzten Kriegstagen von größeren Zerstörungen (abgesehen von den Brücken) verschont geblieben war.

Am 23. August 1945 wurde Wohlfahrt von Tränkle mit der Amtsbezeichnug Stadtamtmann zum Beamten auf Lebzeit ernannt und es wurde ihm die Stelle des Ratschreibers übertragen. Ab dem 16. Oktober 1945 übernahm Wohlfahrt auch noch die Stelle des Standesbeamten, welcher pensionsbedingt ausschied und alle seine Stellvertreter wegen ihrer NSDAP Mitgliedschaft entlassen worden waren.

Ersten Maßnahmen der Amerikanischen Militärregierung6

Diese sieben Hauptpunkte wurden am 4. August 1945 in den „Amtlichen Nachrichten für den Stadt- und Landkreis Backnang“ veröffentlicht und zeigen die grundsätzlichen Ziele und Maßnahmen der amerikanischen Militärregierung zur „Ausrottung von Nationalsozialismus“.

Die sieben Hauptpunkte:7

  • Das besetzte Deutschland hat sich dem Willen der Alliierten zu beugen
  • Betreuung, Kontrolle und Rückführung von Angehörigen der Vereinten Nationen, die nach Deutschland gebracht wurden, und die Notwendigkeit, sich um feindliche Flüchtlinge und verlagerte Personen zu kümmern, soweit dies zu deren Kontrolle unumgänglich ist.
  • Verhaftung von Kriegsverbrechern
  • Ausrottung des Nazismus, Faschismus, des deutschen Militarismus, der Nazi-Bonzokratie und ihrer Mitarbeiter
  • Wiederherstellung und Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung
  • Schutz des Eigentums der vereinten Nationen, Kontrolle über gewisse Besitzrechte und Erhaltung des deutschen Devisenguthabens
  • Aufrichtung und Erhaltung einer geeigneten Zivilverwaltung

Nach der Bestätigung Rienhardt‘s als Bürgermeister durch die Amerikaner, wurden sofort die ersten Aufrufe an die Bevölkerung erlassen. Diese sollten weiße Fahnen an ihren Häusern hissen und sämtliche Waffen und Munition bei der Polizei abgeben. Außerdem hatten sie sich an die von den Amerikanern verhangene Ausgangssperre, um 19.00 bis 6.00 Uhr und 9.00 bis 15.00 Uhr, zu halten. Während dieser Zeit durfte nicht auf den Feldern gearbeitet werden. Auch durften Zivilisten die Stadt nicht verlassen, wie im umgekehrten Fall keiner von außerhalb herein durfte. Ebenso sollten die Straßen gemieden werden und die Banken wurden für zwei Tage geschlossen. Umso besser sich die Bevölkerung daran hielt umso schneller wurden diese Vorschriften wieder aufgehoben.

Die Amerikaner beschlagnahmten wegen des Ernährungsproblems, das an erster Stelle stand, alle Lebensmittel im Kreis und verboten deren Ausfuhr. Milch, Getreide oder Eier waren abzuliefern, für Schwarzmahlen oder -schlachten drohten strenge Strafen. Überschüsse wurden im Backnanger Wüwa-Lagerhaus gelagert, ebenso die den Eigenbedarf übersteigende Raps- und Mohnernte.

Die Arbeit der Bauern wurde um jeden Preis von den Bürgermeistern unterstützt, nur mit entsprechenden Lebensmittelkarten konnte man sich das Lebensnotwendigste beschaffen. Nach gleichem Schema wurde es mit Gebrauchsgütern gehandhabt. Nur dass man hier noch eine besondere Karte brauchte, da man solche Güter nur für Firmen oder Betriebe ausgehändigt bekam.

Vergehen und Nichteinhaltung der Anordnungen der Militärregierung wurden im Militärgericht, das ab dem 23. Mai 1945 jeden Mittwoch tagte, unter dem Vorsitz von Captain D. Burchell verhandelt.

Eine weitere Herausforderung für die Amerikaner, war die Freilassung der Zwangsarbeiter, die in der Stadt beschäftigt waren. Ebenso musste man sich um ihre Unterkunft, Verpflegung und den Ausbau der Lager kümmern. Der Ausbau neuer Unterbringungsmöglichkeiten, z.B. auf der Bleichwiese war vor dem Winter notwendig, damit der Backnanger Zivilbevölkerung der Auszug aus ihren Häusern erspart blieb.

Problematisch war auch, dass die viele Brücken und Straßen komplett zerstört worden waren (Selbstzerstörung). Mit dem Wiederaufbau wurde direkt im Sommer 1945 begonnen.

Beschränkte Informationsmöglichkeit8

Angesichts der schlechten Informationsmöglichkeiten nach dem Krieg kam es häufig vor, dass Todesanzeigen mit halbjähriger Verspätung erschienen. So bekam man schließlich lediglich von Heimgekehrten Informationen über entfernte stationierte Soldaten. Dies ändert sich erst allmählich mit der wiederaufgenommenen Ausstrahlung von Radiosendungen am 3. Juni 1945. Mit Bekanntmachungen und Anordnungen der Militärregierung, Nachrichten in deutscher Sprache und kurzen Musikeinlagen, wurden diese zum wichtigsten Informationsträger für die Bevölkerung.

Ab dem 28. Juli 1945 veröffentlichte auch das bisher für amtliche Mitteilungen beschränkt gebliebene Amtsblatt für Kreis und Stadt Backnang (vorher: Amtliche Nachrichten für den Stadt- undLandkreis Backnang) vier-, bis fünfzeilige Kurznachrichten aus aller Welt. Im September folgten erste private Kleinanzeigen wie Kauf-, Tausch- und Werbeanzeigen. Im Oktober wurden derartige Privatanzeigen jedoch aus Gründen des Papiermangels wieder von der Militärregierung verboten.

Weitere Informationsmöglichkeiten bot der am 20. August auf Landkreisebene wiedereinsetzende Briefverkehr, der den Bewohner erlaubte Postkarten zu verschicken die dreimal die Woche verteilt wurden. Lediglich Regierungsdienststellen, religiösen Organisationen und wichtigen Industriebetrieben war es gestattet geschlossene Briefe zu verschicken.

Zum 1. September wurde der Briefverkehr auf das gesamte amerikanische Besatzungsgebiet in Württemberg-Baden ausgedehnt, ein zonenübergreifender Briefkontakt ließ aber auf sich warten. Der bis zum 17 April 1945 erschienene Murrtal-Bote konnte auf Grund Friedrich Strohs rechtslastiger politischer Vergangenheit erst 1949 wieder erscheinen.

Entnazifizierung9

Entnazifizierung im Allgemeinen

Die Entnazifizierung war eine Zielsetzung und ein Maßnahmenbündel der Alliierten nach ihrem Sieg über das nationalsozialistische Deutschland ab Mitte 1945. Bekräftigt durch das Potsdamer Abkommen sollte eine Säuberung der deutschen Gesellschaft, Kultur, Presse, Ökonomie und Politik von allen Einflüssen des Nationalsozialismus erfolgen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lag ein Großteil Europas und auch Deutschlands (zu 25 Prozent), in Trümmern. Dies galt im übertragenen Sinn auch für die staatlichen Organisationen.

Die Alliierten im ehemaligen Deutschen Reich beschlossen eine Politik der Demokratisierung, der Entmilitarisierung und der Entnazifizierung. Für Deutschland verabschiedete der Alliierte Kontrollrat in Berlin ab Januar 1946 eine Vielzahl an Entnazifizierungsdirektiven, mittels derer man bestimmte Personengruppen definierte und anschließend einer gerichtlichen Untersuchung zuführte.

Entnazifizierung in der amerikanischen Besatzungszone

Als Entnazifizierung wurde die „Säuberung“ der deutschen Kultur und Gesellschaft von den Ideen des Nationalsozialismus gesehen. Trotz der Beschlüssen von Potsdam wurde sie in den einzelnen Besatzungszonen mit unterschiedlicher Härte durchgeführt. Nicht überall begann sie mit Massenverhaftungen. Insgesamt zählte man in den drei westlichen Besatzungszonen ca. 182 000 Internierte, von denen bis zum 1. Januar 1947 allerdings ca. 86 000 aus den Lagern entlassen wurden.

Bis 1947 waren inhaftiert:

  • Amerikanische Zone 95.250 (entlassen 44.244 = 46 Prozent)
  • Britische Zone 64.500 Personen (entlassen 34.000 = 53 Prozent)
  • Französische Zone 18.963 (entlassen 8.040 = 42 Prozent)
  • Sowjetische Zone 67.179 (entlassen 8.214 = 12 Prozent)

Zunächst betrieben die Amerikaner selbst eine engagierte, aber auch sehr bürokratische Entnazifizierung in ihrer Besatzungszone. Bis Weihnachten 1945 gingen ca. 13 Millionen Fragebögen ein, bis Mitte 1946 waren erst 1,6 Millionen bearbeitet. Unter Aufsicht der amerikanischen Militärregierung wurde In 545 regional zuständigen Laiengerichten, den so genannten Spruchkammern, über mehr als 900.000 Fälle individuell verhandelt. Es wurde versucht, die deutsche Bevölkerung in folgende fünf Gruppen einzuteilen:

  • Hauptschuldige
  • Belastete (Aktivisten, Militaristen, Nutznießer)
  • Minderbelastete
  • Mitläufer
  • Entlastete

Um den jeweiligen Status zu ermitteln, ließen die Amerikaner von jedem Erwachsenen, einen erarbeiteten Borgen mit 131 verschiedenen Fragen ausfüllen. Grundlage für die Eingruppierung war das am 1. April 1946 in Kraft getretene „Gesetz Nr. 104 zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus“, dass die praktische Durchführung der Entnazifizierung an deutsche Behörden übertrug.

Von den deutschen Politikern engagierte sich insbesondere der Württemberg-badische „Entnazifizierungsminister“ Gottlob Kamm in dieser Sache. Das Interesse der Amerikaner ließ Im Laufe des Jahres 1948 an einer konsequenten Entnazifizierung spürbar nach, da der Kalte Krieg mit dem Osten mehr und mehr in das Blickfeld rückte. Um die Sache zum Abschluss zu bringen, wurden Schnellverfahren eingeführt. Dies führte zu vielen fragwürdigen Urteilen (Persilschein, 131er).

Entnazifizierung in Backnang

Zu den ersten Maßnahmen der Entnazifizierung in Backnang, gehörten die Änderung der Straßennamen und die Entlassung ehemaliger Mitglieder der NSDAP aus Verwaltung und Wirtschaft. Ebenso wurden alle politischen, gesellschaftlichen, sportlichen und kulturellen Vereinigungen aufgelöst. Im Rahmen der Entnazifizierung wurden in Backnang ca. 25 Straßennamen umbenannt oder die Straßen fielen komplett weg. So wurde aus dem Adolf-Hitler-Platz wieder der Marktplatz und aus der Bismarckstraße die Röntgenstraße.

Straßen werden umbenannt
Straßen werden umbenannt.

Am 1. Oktober 1945 wurde vom Landrat und Wirtschaftsamt in Backnang folgendes bekannt gegeben:

Entlassung von ehemaligen Mitgliedern der NSDAP

Auf Befehl der amerikanischen Militärregierung in Deutschland sind mit sofortiger Wirkung sämtliche Personen, die Mitglieder der NSDAP, oder einer ihrer Organisationen waren und die in beaufsichtigenden oder leitenden Stellungen in Industrie-, Handels- und Gewerbebetrieben tätig sind, zur Entlassung zu bringen. In Ergänzung zu dieser Anordnung hat die Militärregierung Backnang, Det. H 50 festgelegt, dass:

  • Sämtliche Direktoren (auch Eigentümerder betreffenden Betriebe), Teilhaber, Angehörige der Betriebsverwaltungen, Angestellte, technische Betriebsleiter, Werkmeister, die Mitglieder der NSDAP, oder einer ihrer Organisationen (Gliederungen) waren und die am 1. Januar 1942 (vorläufiger Stichtag) und früher der NSDAP oder einer ihrer Organisationen (Gliederungen) beigetreten sind aus ihren bisherigen Stellungen s o f o r t i g s t zu entlassen sind.
  • Ebenso sind zur Entlassung zu bringen: Sämtliche Angestellte, die nicht Parteigenossen in Backnang waren, aber in einer der Organisationen (Gliederungen) der NSDAP ein besonderes (aktives) Amt begleitet haben, sowie jeder, der Mitglied der SS war oder bei der Deutschen Wehrmacht (1939-1945) einen besonderen Dienstrang eingenommen hat (Offizier, Wehrmachtbeamte und dergl.).
  • Die Militärregierung Backnang hat sich vorbehalten, dass zur Ingangbehaltung der lebenswichtigen Betriebe die Entlassungen so vollzogen werden, dass keine ernsthaften Störungen für die Bevölkerung und die Versorgung im Allgemeinen entstehen. Die Entlassungen werden ausschließlich durch die Militärregierung Backnang, Det. H50 (Wirtschaftsoffizier) über das Wirtschaftsamt Backnang ausgesprochen. Sie können nur dann als endgültig betrachtet werden, wenn seitens der Militärregierung über das Wirtschaftsamt eine entsprechende Mitteilung an die betreffenden Betriebe bzw. Geschäfte ergangen ist. Es dürfen deshalb in den Betrieben bis zur endgültigen Bescheidung der zur Entlassung kommenden Personen keine Betriebs- und Personalveränderungen in eigenmächtiger Handlung durch Eigentümer, Betriebsführer oder deren Vertreter vorgenommen werden. Personen, die in ihren Betrieben besondere Stellungen als Fachkräfte und Spezialisten einnehmen und die im Augenblick nicht durch ähnliche Kräfte ersetzt werden können, haben trotz der ausgesprochenen Entlassung solange auf ihrem Posten zu verbleiben, bis zu einem von der Militärregierung über das Wirtschaftsamt festgesetzten Zeitpunkt bei der Aufrechterhaltung des Betriebes, eine entsprechende Fachkraft gefunden worden ist.
  • Dieselben Bestimmungen gelten für sämtliche Einzelhandelgeschäfte, Handwerks- und sonstigen Betriebe des Kreises Backnang.
  • Die bisherigen Betriebsführer sind dem Wirtschaftsamt bzw. der Militärregierung Backnang dafür verantwortlich, dass die vorstehenden Anordnungen und Verfügungen mit aller Genauigkeit und aller Beschleunigung zur Durchführungen gelangen. Dem Wirtschaftsamt Backnang ist nach vollzogener Entlassung jeder einzelnen zur Entlassung gelangenden Person Vollzugsbericht zu erstatten. Diese Berichte müssen dem Wirtschaftsoffizier der Militärregierung Baknang über das Wirtschaftsamt vorgelegt werden. Bei größeren Betrieben kann dies auf einer Sammelliste erfolgen.
  • Die Militärregierung hat weiterhin angeordnet, dass keine Person innerhalb eines Betriebes zur Einstellung gelangen darf, für die nicht über das Wirtschaftsamt Backnang bei der Militärregierung ein politischer Fragebogen vorgelegt wurde, nach dessen Überprüfung die Militärregierung bestimmt, ob der in Frage kommende Bewerber eingestellt werden darf oder nicht. Betriebsführer, die gegen diese Anordnung bewusst verstoßen, und die durch Personalverschiebung innerhalb ihrer Betriebe diese Anordnung zu verschleiern suchen, haben eine militärgerichtliche Strafe und die Schließung ihrer Betriebe zu gewärtigen.
  • Sämtliche Warenvorräte der zur Schließung kommenden Betriebe bzw. Geschäfte werden solcher Art verfügt, dass sie an offen bleibende Unternehmen verteilt werden, um sie, bei der allgemeinen Notlage, der Bevölkerung des Kreises zugutekommen zu lassen. Die Verteilung ist so zu verstehen, dass bei Entnahme vorhandener Roh- und Fertigwaren, diese vom Übernehmer bezahlt werden müssen.
  • Sämtliche Personen, die vor und nach dieser Veröffentlichung (Bekanntgabe) innerhalb des Kreises Backnang ein neues Geschäft gegründet habe bzw. ein neues Geschäft gründen wollen, haben dem Wirtschaftsamt Backnang die von der Militärregierung verlangten politischen Fragebögen zur Bestätigung und Betriebsgenehmigung vorzulegen Dies gilt gleichzeitig für alle die Personen, die in solchen Betrieben bereits in leitenden bzw. beaufsichtigen Stellungen tätig sind (auch im Angestelltenverhältnis) oder für solche Stellungen zur Neueinstellung bereits vorgesehen sind.
  • Den bisherigen Eigentümern bzw. Betriebsführern von Unternehmen gleich welcher Art, ist es untersagt, bei erfolgender Schließung oder Entlassung an einen Verwandten, gleich welchen Grades, oder einer anderen Person, in Pacht zu geben, zuzuschreiben oder zu verkaufen, ehe seitens der Militärregierung Backnang eine Bewilligung ausgesprochen wurde.
  • Die Militärregierung Backnang hat im Benehmen mit dem Wirtschaftsamt zur ordentlichen und ordnungsgemäßen Klärung und Bescheidung aller Fälle und Fragen (Abschnitt 5 des Gesetzes der amerikanischen Regierung in Deutschland) ein Wirtschaftskomitee geschaffen, dem die Herren Erich Faber (Rechtsanwalt in Backnang), Dr. med. Walter Groß (praktischer Arzt in Backnang), Eberhard Jetter (Stadtpfarrer in Backnang), Hermann Kaelble sen. (Fabrikant in Backnang), Willy Rieringer (Leiter des Wirtschaftsamts in Backnang), Karl Robitscheck (Fabrikant in Backnang) sowie Eugen Wohlfarth (Stadtamtmann in Backnang) angehören.
  • Es wird im allgemeinen nochmals darauf aufmerksam gemacht, dass von der Militärregierung jeder Versuch, die zur Entlassung aus dem Betrieben und Geschäften kommenden Personen, durch eine Manipulation, innerhalb des Betriebes in den seitherigen Stellungen zu belassen, mit jeder gesetzlich zulässigen Strafe geahndet wird.

Literatur- und Quellenangabe

Bücher

  • Dieter Petschuch: Die Jahre des Politischen Wiederbegins in Backnang 1945-1946; in Backnanger Jahrbuch 4: 1996; Hrsg. Stadt Backnang u.a., Backnang, 1996.
  • Alfred Grosser: Geschichte Deutschlands seit 1945. Eine Bilanz; DTV Deutscher Taschenbuch Verlag.
  • Thilo Vogelsang: Das geteilte Deutschland; DTV Deutscher Taschenbuch Verlag.

Internet

Sonstiges

  • Ausstellung des Stadtarchivs Backnangs zum Thema Nachkriegszeit in Backnang.
  • Amtliche Nachrichten für den Stadt- und Landkreis Backnang vom 4. August 1945.
Fußnoten
  1. Dieter Petschuch: Die Jahre des Politischen Wiederbegins in Backnang 1945-1946, in Backnanger Jahrbuch 4: 1996; Hrsg. Stadt Backnang u.a., Backnang, 1996; S. 90 ff.
  2. Dieter Petschuch: S. 88-90, S. 94-96.
  3. Alfred Grosser: Geschichte Deutschlands seit 1945. Eine Bilanz; DTV Deutscher Taschenbuch Verlag;
    Thilo Vogelsang: Das geteilte Deutschland. DTV Deutscher Taschenbuch Verlag;
    Wikipedia: „Potsdamer Konferenz“.
  4. Dieter Petschuch: S. 103-106.
  5. Dieter Petschuch: S. 107-110.
  6. Dieter Petschuch: S. 110-115;
    Alfred Grosser: Geschichte Deutschlands seit 1945. Eine Bilanz. DTV Deutscher Taschenbuch Verlag;
    Thilo Vogelsang: Das geteilte Deutschland; DTV Deutscher Taschenbuch Verlag.
  7. Amtliche Nachrichten für den Stadt- und Landkreis Backnang vom 4. August 1945, 7. Hautpunkte der Militärregierung.
  8. Dieter Petschuch: S. 115-116.
  9. Alfred Grosser: Geschichte Deutschlands seit 1945. Eine Bilanz. DTV Deutscher Taschenbuch Verlag; Thilo Vogelsang: Das geteilte Deutschland. DTV Deutscher Taschenbuch Verlag;
    Wikipedia: „Entnazifizierung