Wirtschaftliche Entwicklung

November 1918

Ende des Ersten Weltkriegs

11. November 1918: Bildung des Arbeiterrats in Backnang

  • Bestehend aus der Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD), Gemeinderat Wilhelm Erlenbusch und dominierendem extrem linkem Verband der Lederarbeiter.
  • Konnte den gesetzlichen Erwartungen (Ernährung des Volkes) nicht entsprechen.

2. Januar 1919: Sturm aufs Oberamt Backnang

  • Gewalttätige Revolution in Backnang.
  • Bauern stürmen das Oberamt, aufgrund harter Schikane während der Kriegszeit (Mühlenkontrollen).
  • Holzarbeiterstreik (dreitägiger Sympathie-Streik).
  • Gründung des Arbeiter Turn- und Sportbundes; dieser geht aus dem Arbeiterturnerbund hervor, um neue Sportarten (Handball, Schwimmen, Skilauf, Flugsport) aufnehmen zu können.

19. Januar 1919: Wahl zur Nationalversammlung

  • Nationalversammlung von MSPD und USPD wurde angeordnet.
  • Sie sollte aus allgemeinen und freien Wahlen hervorgehen.
  • Es soll über eine Neuordnung der staatlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland entschieden werden.
  • Wahlsieg für SPD 38 Prozent (Zentrum 19 Prozent, DDP 18 Prozent, DNVP 10 Prozent).

Juli 1919

  • Amtsniederlegung der Ratsmitglieder in Backnang.
  • Gleiches Grundrecht für alle Menschen.

1920: Kapp-Putsch und Ruhraufstand

  • Kapp-Putsch rief große Erregungen in Backnang hervor.
  • Befolgung des Generalstreiks in Backnang.
  • Starke Unruhen/Krawalle in Backnang, wegen gescheiterten Revolutionsversuchen.
  • 13. August: Aktionsausschuss von USPD und Gewerkschaften übernehmen Macht in Backnang.
    • Beeinflussung der Backnanger Zeitung.
    • Besetzung des Bahnhofs, um Stuttgart unter Druck zu setzen.
    • Stuttgart schlägt zurück, Übernahme des Bahnhofs durch die Reichswehr.
  • 13. März: Streik zum Kapp-Putsch.
  • 10./30. August: Anschluss an den Generalstreik.

1923: Ruhrbesetzung und; Inflation

15. bis 16. August: Lederarbeiter-Streik bei Firma Adolf.

1928: Weltwirtschaftskrise

Immer noch viele Nichtorganisierte in Backnang: Die Situation ist nahezu unverändert (laut den Unterlagen der Gewerkschaft Leder). Es gibt immer noch viele nicht organisierte Lederarbeiter in Backnang, trotz einer aktiven Funktionärsgruppe. Obwohl man gerade eine Mittelknappheit hat, feiert der Ortsverein Backnang 1929 sein 35-jähriges Bestehen.

1931

  • Gewerkschaft Leder: Aussperrung, ohne Verbesserung, Abwehrstreik bei Kaess.
  • Im „Herzen der württembergischen Lederindustrie“ findet das Gautreffen der württembergischen Lederindustrie statt.

1932

Rückbesinnung: Gewerkschaften sehen die materielle Verbesserung der Arbeiter als vorrangige Aufgabe.

1933

  • Eingliederung in die gleichgeschalteten Gewerkschaften.
  • Zerschlagung der Arbeiterbewegung.

Reaktionen Arbeiterbewegung

  • Bildung Arbeiterrat
  • Sturm auf Oberamt
  • Generalstreik
  • Krawalle wegen gescheiterten Revolutionsversuchen
  • Verbündung mit USPD (Unabhängige Sozialdemokraten) und später KPD Kommunistische Partei Deutschland)

Politische und kulturelle Veränderung in der Stadt

  • Juli 1919: Amtsniederlegung der Ratsmitglieder.
  • 13. März 1920: Übernahme der Macht im Gemeinderat durch USPD und Gewerkschaften.

Weltwirtschaftskrise (Ende der Weimarer Republik)

Mit dem Kriegsende und im Zuge der revolutionären Ereignisse verzeichneten die Gewerkschaften einen hohen Mitgliederzuwachs. Gleichzeitig war mit der Spaltung der Arbeiterbewegung bei den Lederarbeitern ein Linksruck zu beobachten.

Die weiteren Krisenerscheinungen in der Zeit der Weimarer Republik hatten auch schwerwiegend Auswirkungen auf die örtliche wirtschaftliche und politische Lage. So war mit dem Jahr 1924 zugleich eine weitere schwere Krise in der Lederindustrie mit ausgedehnter Kurzarbeit und Betriebsstillegungen verbunden. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise mündeten 1931 in einen Abwehrstreik bei der Firma Kaess, der schließlich zu Aussperrungen führte. Das Ende der ersten deutschen Demokratie im Jahr 1933 markiert die Zerschlagung der Arbeiterbewegung und die Eingliederung der Backnanger Verbände in die gleichgeschalteten Gewerkschaften.

Firmen und Geschäftsmänner

Es gab nur wenige Großbetriebe und Großunternehmer in Backnang.

Firma Kaelble

Die Firma Kaelble ist ein Hersteller und Erfinder von Baumaschinen, Nutzfahrzeugen sowie Werkzeugen. Im Jahr 1884 wurde die Firma in Canstatt von Caroline und Gottfried Kaelble gegründet. 1895 zog das Unternehmen nach Backnang und wurde später von Sohn Carl Kaelble übernommen. 1908 begann die Produktion von Motorstraßenwalzen. 1933 ermöglichten die Kaelble Straßenroller die Zustellung von Güterwagen an Kunden ohne Gleisanschluss.

Lederfabriken Fritz Häuser AG, Lederwerke GmbH, Carl Kaess GmbH, Louis Schweizer, Robert Schweizer und A. Hodum

Im Jahr 1907 waren 782 Beschäftigte in 25 Betrieben, Lederwalken, Zurichtereien und 50 Rotgerbereien beschäftigt, sowie 1.355 Beschäftigten in anderen Gewerbezweigen.

Eugen Adolff

Das Jahr 1832 markiert mit Gründung der „Oberen Spinnerei“ den Beginn der Industrialisierung in Backnang. Im Jahr 1926 beschäftigte die Firma rund 800 Arbeiter und Angestellte, fast doppelt so viel wie die größte Lederfabrik in Backnang.

Murrtal-Bote

Der Murrtal-Bote hat im Jahr 1918 eine Auflage von über 4 .00 Exemplaren. Da mit der alten Presse die Auflage nicht mehr bewältigt werden konnte, wurde im Sommer 1919 der Übergang zum Rotationsmaschinenbetrieb beschlossen.

Arbeiter- und Soldatenräte

Vom Matrosenaufstand Anfang November 1918 in Kiel ausgehend, bildeten sich zu Beginn der Revolution von 1918/19 in nahezu sämtlichen deutschen Städten, Räte von revolutionär gesinnten Arbeitern und Soldaten. In einer spontanen Volkserhebung übernahmen sie die politische Gewalt, da die lokalen Mächte nicht mehr als legitimiert angesehen wurden.

Zwar hatten die Räte eine von Parteien unabhängige Organisationform, dennoch gehörten die Räte in den kleineren Städten überwiegend den örtlichen Vorständen der SPD und der USPD an. In Großstädten wurden Arbeiterräte in Vollversammlungen gewählt, zu denen die einzelnen Betriebe Delegierte entsandten. Mit örtlichen, häufig nach Zusammenbruch der militärischen Disziplin gebildeten Soldatenräten schlossen sie sich in der Regel zu gemeinsamen Arbeiter- und Soldatenräten zusammen.

Wichtigste Aufgabe der lokalen Räte waren die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit sowie die Bewältigung der katastrophalen Lebensmittelversorgung. Obwohl sie untereinander kein einheitliches Programm verband, traten nahezu alle Räte für die Beseitigung des monarchischen Obrigkeitsstaats und für eine Republik auf parlamentarischer Grundlage ein. Eine Rätediktatur nach sowjetrussischem Vorbild strebte nur eine äußerst kleine, mit dem Spartakusbundsympathisierende Minderheit der Arbeiter- und Soldatenräte an.

Dem Reichskongress der Arbeiter- und Soldatenräte, der Mitte Dezember 1918 in Berlin tagte, wurde vom regierenden Rat der Volksbeauftragten die Festlegung eines Termins für die Wahl zur Nationalversammlung übertragen. Die aus der revolutionären Bewegung hervorgegangenen Räte, verloren nach der Wahl am 19. Januar 1919 an Einfluss und nach der Verabschiedung der Weimarer Verfassung ihre politische Legitimation. Im Spätherbst 1919 lösten sich die letzten Arbeiterräte auf.

Backnanger Gaststätten

  • Gasthaus „Krone“ (heute Aspacherbrücke)
  • Gasthaus „Stern“ (heute Aspacherbrücke, heutiger Windmüller)
  • Gasthaus „Rössle“ (heute Adenauerplatz)
  • Gasthaus „Anker“ (heute Uhlandstrasse)
  • Gasthaus „Zum Hirsch“ (heute Uhlandstrasse)
  • Gasthaus „Limpurg“ (heute Aspacherstrasse)
  • Gasthof „Holzwarth“ (heute Commerzbank; Treffpunkt der Backnanger Arbeiter)
  • Gasthof „Waldhorn“ (heute Sulzbacherstrasse, beim „Universum“)
  • Gasthof „Zur Uhr“ (heute Stadtturm)
  • Gaststätte „Linde“ (heute Stuttgarterstrasse; Treffpunkt der Ortsgruppe und später der SA-Mitglieder)
  • Gaststätte „Traube“ (heute Aspacherstrasse)
  • Gaststätte „Zum Engel“ (heute Am Schillerplatz)
  • Gaststätte „Zum Bären“ (heute Aspacherstrasse)
  • Gaststätte „Zum Schwanen“ (heute Buchhandlung „Schwanen“)
  • Weinschank „Ackermann“ (heute Burgplatz)

Backnanger Vereine

1933 erfolgte die Zwangsauflösung vieler Vereine aus politischen Gründen. Dazu gehörten folgende Vereine:

  • Gesangverein „Harmonie“
  • Ortsgruppe der SPD
  • Waldheimverein
  • Schachbund
  • Arbeiterschützenverein
  • Turnerbund
  • Arbeiterfahrrad- und Kraftfahrerbund Steinbach
  • Arbeiterradfahrerverein Waldrems
  • Kampfgemeinschaft Rote Sporteinheit

Die Harmonie

Am Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Backnang zwei Arbeitergesangsvereine. Zum Einen die 1897 gegründete „Harmonie“, zum Anderen der „Arbeitergesangsverein-Eintracht“, dessen Gründungsdaten zwar nicht bekannt sind, aber belegt ist, dass er schon 1886 existierte.

1908 schlossen sich die Chöre unter dem Namen „Harmonie“ zusammen. Die Sänger waren automatisch Mitglieder des deutschen Arbeitersängerbundes (gegründet 1908). Das Liedgut des proletarischen Gesangvereins kam hauptsächlich aus dem bürgerlichen Repertoire. Die Harmonie wurde zur größten Kulturorganisation der Arbeiterbewegung.

Die Naturfreunde

Gegründet wurde der Verein 19. Juni 1895. 1905 wurde die erste deutsche Ortsgruppe in München gegründet. Die Deutschen wurden schnell zum mitgliederstärksten Verband im Naturfreunde-Weltverband und zum drittgrößten Arbeiterverband im Deutschen Reich.

In ihrer politischen Einstellung verankerten sie das Ziel des Sozialismus. Kulturell wollten sie den Arbeitern eine Perspektive geben, und ihnen den Weg weg vom Alkohol und in die Natur näher bringen. Sie waren zudem der erste große Verband der sich bewusst auf die Seite der Arbeiter stellte. Folgende Bereiche bildeten die Schwerpunkte der Naturfreundearbeit: Soziales Wandern, Naturkundliche Aktivitäten (z.B. Schutz der Natur), Photoarbeit (z.B. Werbung), Musik- und Theatergruppen.

„Berg frei“ für die Gründung der Backnanger Naturfreunde kurz nach dem Ersten Weltkrieg im Gasthaus „Zum Kronenprinzen“. 1924 erstanden sie vom Waldhornwirt in Sechselberg ein 16 Ar großes Grundstück. Der Bau des Hauses gestaltete sich schwieriger als gedacht, da sie kaum Geld hatten. Unter Mitwirkung aller Beteiligten konnte das Haus jedoch 1926 seiner Bestimmung übergeben werden. Vor 1933 gab es im Haus keinen Hüttenwart und die Einrichtung und Versorgung war spartanisch. Im selben Jahr ging durch die Zerschlagung der Arbeiterbewegung das Haus an die Hitler Jugend (HJ).

Der Waldheimverein

Gründung 1925 durch Gemeinderat Erlenbusch. Ab 1926 liegt eine Ausschankerlaubnis vor. Die Bedeutung für die Arbeiterschaft des Backnanger Waldheims muss sehr hoch sein, da andere Kommunikations-Zentren für die Werktätigen fehlten. Der Verein veranstaltete mehrere Feste im Jahr, die meistens einen Umzug beinhalteten, welcher beim Waldheim endete. Zudem war das Waldheim der Ort für Gewerkschaftsfeiern und -veranstaltungen, Ausflugsziel und Spielplatz.

Ab 1927 war das Waldheim dann für jedermann geöffnet und nicht nur für Mitglieder und Besitzer einer Tagesmitgliedschaft. Trotz religiös und „politisch“ fast neutral, wurde der Waldheimverein 1933 verboten und alle Besitztümer der SA überschrieben.

Konsumverein Backnang

Gründung 1904 durch Erlenbusch. Durch gemeinsamen Einkauf drückte der Verein die Preise zum Wohle aller. Schwerpunkt des Warenangebots waren im Jahr 1912 Lebensmittel, Woll- und Schuhwaren. Zentrallager und Büro waren im Schwanen untergebracht. Der Konsumverein blieb auch nach 1933 noch als einer der wenigen Vereine bestehen, allerdings unter anderem Namen.

Literatur- und Quellenangabe

  • Backnanger Jahrgangsbücher
  • Backnanger Stadtchronik
  • 70 Jahre deutsche Geschichte im Spiegel des Backnanger Murrtal-Boten
  • Alfred Dirr NSDAP-Kreisleiter in Backnang
  • Zuerst die Arbeit
  • Murrtal-Bote 1918 bis 1932
  • Deutsches Historisches Museum, URL: //www.dhm.de
  • Backnanger Stadtarchiv und Herr Trefz
  • Zeitzeuge: Gotthilf Tempel (Vorsitzender des Briefmarkensammlervereins)

Achtung, diese Schülerarbeit stellt erste, evt. fehlerbehaftete Versuche wissenschaftlichen Arbeitens dar. Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Rechte auf jegliche Weise verletzt worden sind, zögern Sie nicht uns anzusprechen.