Wahlergebnisse

Parteien 1918 bis 1933

  • KPD (Kommunistische Partei Deutschlands)
  • USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands)
  • MSPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands)
  • DDP (Deutsche Demokratische Partei)
  • DVP (Deutsche Volks Partei)
  • Z (Zentrum)
  • DNVP (Deutsch Nationale Volks Partei)
  • NSDAP (National Sozialistische Deutsche Arbeiter Partei)
  • BAUERNBUND
  • CVD (Christlicher Volks Dienst)
  • VRP (Volks Recht Partei)

Wahlübersicht Backnang

Die liberale Parteien DDP und DVP sind im Diagramm zusammengefasst (traten 1930 gemeinsam zur Wahl an). Später wird die KPD als Vertreterin der Kommunisten der Einfachheit halber als direkte Nachfolgerpartei der USPD dargestellt, auch wenn beide Parteien 1920 gegeneinander antraten. Ähnlich wird mit der Württembergischen Bürgerpartei verfahren, ihre Werte gehen in denen des Rechtsblocks und dessen Werte in denen der DNVP auf. Ergebnisse der Bürgerpartei werden später dem Bauernbund zugerechnet.

Wahlübersicht in Backnang von 1919 bis 1932
Wahlübersicht in Backnang von 1919 bis 1932.1

Aus dem Diagramm ist zu erkennen, dass in den Jahren von 1919 bis 1920 die SPD stark an Anhängerschaft verloren hat. Ihren Tiefpunkt hatte sie im Jahr 1924, danach konnte sie sich bis zum Jahr 1928 wieder an Zuwachs erfreuen. Diese Euphorie hielt allerdings nicht allzu lange, denn sie verlor bis 1932 stetig Wähler. Die USPD konnte sich in Backnang schon in den Anfangszeiten etablieren. Sie konnte ihre Wählerschaft zwischen 1919 und 1920 mehr als verdoppeln. Weiter verfolgen wir die Kurve mit der KPD als Vertreterin für die Kommunisten, welche der stärkste Gegner der NSDAP war mit den zweitmeisten Stimmen ab 1928.

Die NSDAP, genauso wie das Zentrum, spielte bis 1928 keine Rolle. Danach konnte sich die NSDAP bis zur ersten Wahl 1932 einem regen Zuwachs von unter 5 Prozent bis über 35 Prozent erfreuen, wohingegen das Zentrum immer noch unter 5 Prozent bleibt. Mit der zweiten Wahl Ende 1932 verlor die NSDAP knapp 10 Prozent ihrer Stimmen und die der KPD stiegen an.

In den ganzen Jahren konnten die DNVP und der Bauernbund gegen ihren stetigen Wählerverlust nichts unternehmen. Der einzige kleine Aufschwung ist Ende 1932 bei beiden Parteien zu verzeichnen. Die restlichen Parteien konnten meistens nicht mal die 15 Prozent erklimmen.

Als Fazit ist zu sagen: Backnang wurde ab 1919 dominierend von den Linken regiert bis die NSDAP 1932 durch Unterdrückung aller anderen und mit Hilfe des Murrtalboten die Oberhand gewinnen konnte.

Frühgeschichte der NSDAP in Backnang

In den von uns verfassten Berichten über die Nationalsozialistische Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), geht es hauptsächlich um die Beziehung zwischen den Kommunisten und den Nationalsozialisten dieser Zeit und weniger um den Inhalt der Versammlungen, sowie verschiedener Artikel. Diese Berichte der NSDAP über ihre eigenen Veranstaltungen sprechen für sich; sie sind von uns nicht kommentiert.

Verlauf der am 22. September 1924 in Backnang durchgeführten nationalsozialistischen Veranstaltung

Bei der Veranstaltung gab es sofortige Versuche von kommunistischer Seite, den nationalsozialistischen Redner durch die Unruhe zu verwirren. Dennoch beherrschte er sich und brachte seinen Vortrag mit außergewöhnlichen Schlagfertigkeit zu Ende.

Kommunistische Erwiderung vom 29. September 1924 auf den Bericht zur NS-Versammlung vom 20. September 1924

Ein nationalsozialistischer Artikel des Murrtalboten, sowie der NS-Versammlung wurden von den Kommunisten stark kritisiert. Sie schrieben, dass die Unruhe und die Zwischenrufe dem provokanten Auftreten des Redners geschuldet waren und nicht die Absicht verfolgten, die Versammlung zu stören. Statt auf Fragen einzugehen, hätte der Referent die kommunistische Seite weiterhin heruntergemacht und sie beschimpft.

Entgegnung auf den kommunistischen Leserbrief

Die Nationalsozialisten nahmen den offenen Schlagabtausch an. In einem weiteren Leserbrief schreiben sie, dass es oft zu scharfen Auseinandersetzung komme, wenn sich zwei extreme Richtungen gegenüberstehen würden. Dies wäre schwer zu vermeiden. Dennoch war es dem vernünftigen Anfang zu unvermeidlichen Beleidigungen gekommen. Die Kommunisten hätten sich bei den Fragenstellungen zu dämlich angestellt und komplett unnötige und sinnlose Fragen gestellt. Außerdem hätten sie den Redner förmlich niedergeschrieen und nicht mehr weiterreden lassen. Doch „die Wahrheit kann man nicht totschlagen“.

Bericht über die Gründung der Sturmabteilung (SA) in Backnang im Juni/Juli 1928

Knapp zwei Wochen nach der Gründung der SA-Ortsgruppe in Backnang erschien SA-Sturmführer Roland Roth aus Ludwigsburg in der Gaststätte „Linde“. Er habe von dieser Gründung gehört und war auf der Suche nach neuen SA-Mitgliedern in seinem Sturmgebiet. Die Ortsgruppe Backnangs bestand aus ca. 20 Mitgliedern, dennoch anfangs nur wenige dazu überzeugt der SA beizutreten. Erst einige Tage später wurden neue Uniformbestellungen für die drei Neuen aus Backnang weitergeleitet. Diese waren:

  • Alfred Dirr, Verfasser vieler Berichte über die Gründung, sowie die Entwicklung der NSDAP in Backnang, und später der NSDAP-Kreisleiter
  • Paul Bareither
  • Manfred Esenwein

Redaktionelle Mitteilung zur Veranstaltung von Gauleiter Murr am 11. Mai 1929

In diesem Zeitungsausschnitt aus dem Murrtalboten wird über die öffentliche Versammlung der NSDAP in Backnang im kleinen Saal des Bahnhofhotels berichtet. Die Versammlung ist zum Thema „Der Weg zur Freiheit“.

Es wird über den nicht verkennbaren Aufschwung der Partei berichtet. Als Begründung werden die Energie und Sicherheit von Hitler, seine vorbildliche Organisation und Fähigkeit die Kräfte des Deutschen Volkes langsam aber sicher auf seine Seite zu ziehen in den Vordergrund gestellt. Diesen Erfolg könne man mit der standhaften politischen Stellung Hitlers belegen. Sie hätte sich seit seinem ersten Hervortreten nicht geändert und ihre Richtigkeit hätte sich immer mehr bestätigt.

Bei einer weiteren Veranstaltung ging Gauleiter Murr auf das Thema „Der Weg zur Freiheit“ weiter ein. Er meinte, dass „das Volk durch die Großmacht ‚Presse‘ eingelullt und betäubt würde, damit es ja seine niederschmetternde Lage nicht erkenne. Eine zielbewusste, aufrechte Politik auf nationaler und sozialer Grundlage müsse an die Stelle der pazifistischen Silberstreifenpolitik gesetzt werden, wenn das deutsche Volk nicht ganz zur Kolonie der internationalen Hochfinanzen herunter finden soll und wenn nicht noch unsere Kinder und Kindeskinder die schmachvollen Dawesketten tragen sollen.“ Als Schlusswort appelliert er an die Jugend, deren Pflicht es sei hier einen Wandel zu schaffen.

Zu der Zeit beginnt der Nationalsozialismus nach eigener Einschätzung langsam Fuß zu fassen und „der deutsche Michel erwacht allmählich aus seinen schönen Träumen von Internationale und Völkerverbrüderung.“

Bericht über die am 23. Juli 1929 durchgeführte Versammlung von Jakob Mayer

In seiner Rede beweist er an Hand von Beispielen, dass „der heutige Staat nicht das geringste Interesse für den Mittelstand aufbringt, sondern bewusst dessen Vernichtung Vorschub leistet durch einseitige Unterstützung der Warenhäuser und Konsumvereine und steuerliche Überlastung des Mittelstandes.“ Es seien die jüdischen Warenhäuser und die Konsumvereine daran schuld, dass dem deutschen Geschäftsmann der Boden entzogen und dafür Einrichtungen unterstützt werden, die durch ihre kapitalistisch bzw. marxistisch-internationale Einstellung alles andere nur nicht die Interessen des deutschen Volkes vertreten.

Der Redner Jakob Mayer wird für seine temperamentvollen Ausführungen vom Publikum bejubelt. Dies sei „ein Zeichen dafür, dass auch ein Teil des Mittelstandes langsam zu der Ansicht käme, dass nicht mit hohlen Phrasen der Daseinskampf geführt werden müsse, sondern nur die Erkenntnis der Wahrheit und rücksichtslose Aufklärung hier Wandel schaffen könne.“

Abgeordnete

Landtagsabgeordnete des Oberamtsbezirks Backnang

1912 bis 1918

Friedrich Stroh, Buchdruckereibesitzer in Backnang (geboren 10. Juni 1848, gestorben 12. Juli 1929)

1919

Wilhelm Benkert, Zugführer in Backnang (Bürgerpartei) (geboren 27. Januar 1877, gestorben 4. Februar 1929)

Württembergischen Landtag

1919 bis 1928

August Müller, Schultheiß in Großaspach (Württembergischer Bauern- und Weingärtnerbund) (geboren 25. Oktober 1879, gestorben 16. Juni 1928)

Seit 1930 (Nach dem Tod des Abgeordneten Ströbele)

Rudolf Ellinger, Landwirt in Mettelberg (Württembergischer Bauern- und Weingärtnerbund)

Reichstagsabgeordnete des früheren 11. Württembergischen Wahlkreises

1903 bis 1930

Wilhelm Vogt, Landwirt, Bauernbund, der im Jahre 1918 der Deutschen Nationalversammlung und dem Reichstag bis zum Jahre 1930 angehörte.

Wichtige Ehrenbürger von 1918 bis 1933

  • Eduard Breuninger (geboren 1854; Kommerzienrat, Großkaufmann in Stuttgart)
  • Eugen Adolff (1842-1925; Fabrikant in Arco, Seniorchef der Spinnerei J.F. Adolff, 1890 - 1891 im Bürgerausschuss)
  • Hermann Eckstein (Stadtschultheiß in Backnang von 1901 bis 1921)
  • Karl Friedrich (geboren 1862; 1896-1930 Stadtpfleger in Backnang)
  • Robert Kaess (geboren 1855; Kommerzienrat, der Senior der Backnanger Lederindustrie)

Volkszählung

An dieser Aufstellung lässt sich ablesen, dass bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts nicht Backnang, sondern Murrhardt die größte Gemeinde des Bezirks war. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die heutige Gemeinde Grab damals zu Murrhardt zählte. Ebenso fällt die hohe Einwohnerzahl von Sulzbach auf. Diese kam zustande, da die heutigen Gemeinden Fornsbach und Großerlach zu Sulzbach gehörten.

Volkszählung im Kreis Backnang von 1822 bis 1925
Volkszählung im Kreis Backnang von 1822 bis 1925.

Abgesehen von diesen Ausreissern, lässt sich im Allgemeinen sagen, dass die Einwohnerzahl der Landgemeinden, nachdem sie bis etwa zum Jahr 1850 angestiegen ist, im vorletzten Jahrhundert eine rückläufige Bewegung zeigt (Landflucht). Die Oberamtsstadt konnte im Gegensatz dazu ihre Bevölkerung mehr als verdoppeln.

Einwohnerzahl in Backnang zwischen 1919 und 1933
Einwohnerzahl in Backnang zwischen 1919 und 1933.

Aus dem Diagramm geht hervor, dass die Zahl der Einwohner in Backnang zwischen 1919 bis 1933 gering gestiegen ist.

Literatur- und Quellenangabe

  • Backnanger Jahrgangsbücher
  • Backnanger Stadtchronik
  • 70 Jahre deutsche Geschichte im Spiegel des Backnanger Murrtal-Boten
  • Alfred Dirr NSDAP-Kreisleiter in Backnang
  • Zuerst die Arbeit
  • Murrtal-Bote 1918 bis 1932
  • Deutsches Historisches Museum, URL: //www.dhm.de
  • Backnanger Stadtarchiv und Herr Trefz
  • Zeitzeuge: Gotthilf Tempel (Vorsitzender des Briefmarkensammlervereins)
Fußnoten
  1. 70 Jahre deutscher Geschichte im Spiegel des Backnanger Murrtalboten.
  2. 100 Jahre Murrtalbote.
  3. Einwohnerzahl in Backnang zwischen 1919 und 1933.

Achtung, diese Schülerarbeit stellt erste, evt. fehlerbehaftete Versuche wissenschaftlichen Arbeitens dar. Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Rechte auf jegliche Weise verletzt worden sind, zögern Sie nicht uns anzusprechen.